Woran kann ich eine Depression erkennen?

Jeder Mensch leidet hin und wieder unter Traurigkeit oder Stimmungstiefs. Diese Gefühle halten aber üblicherweise nur für eine kurze Zeit an und vergehen nach einigen Tagen wieder. Eine Depression demgegenüber kann über Wochen bis Monate anhalten und einen erheblichen Einfluss auf in den Alltag der Erkrankten haben. Depressionen sind eine häufige, aber ernst zu nehmende Krankheit, die oftmals einer spezifischen Behandlung bedürfen.

Die Depression kann sich durch verschiedene Symptome äußern. Diese müssen nicht unbedingt nur “seelisch” sein, vielmehr können auch verschiedene körperliche Symptome wie z.B. Appetitlosigkeit, Schlafstörungen usw. mit einer Depression einhergehen.

Die wichtigsten Erkennungsmerkmale der Depression sind die anhaltend gedrückte Stimmung und eine ausgeprägte Freud– und Interessenlosigkeit.

Bei vielen Betroffenen macht sich die Depression zunächst durch eher ungenaue Symptome, wie zum Beispiel eine schnelle Ermüdbarkeit, Konzentrationsstörungen, einen sozialem Rückzug oder Schlafstörungen bemerkbar.

Viele Betroffene leiden auch unter einem sich immer wiederholenden Grübeln und Gedankenkreisen, unter Zukunftssorgen, einem verminderten Selbstwertgefühl sowie einem reduziertem Selbstvertrauen.

Hinzu kommen können Symptome wie Appetitlosigkeit oder Frustessen, körperliche Beschwerden, Antriebslosigkeit, Tagesmüdigkeit sowie bei schweren Depressionen auch Suizidgedanken und Suizidhandlungen.

Niedergeschlagenheit

Depressionen erkennen

Die Betroffenen leiden unter einer Veränderung ihrer Stimmungslage mit ausgeprägter Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit. Hinzu kommt häufig ein Gefühl der Gefühllosigkeit und der inneren Leere. Ihre Stimmung hellt sich häufig auch durch Ereignisse, die eigentlich Freude bereiten könnten, nicht auf. Die Stimmungslage kann im Tagesverlauf schwanken. Viele Menschen mit Depressionen erleben ein ausgeprägtes Morgentief ihrer Stimmungslage mit leichter Besserung im Tagesverlauf. Gelegentlich tritt auch ein Abendtief auf.

Freudlosigkeit und Interessenlosigkeit, sozialer Rückzug

Viele Betroffene leiden unter einer ausgeprägten Freud- und Interessenlosigkeit. Diese geht häufig mit einem sozialen Rückzug einher, der Kontakt zu Angehörigen und Freunden kann zunehmend abbrechen. Dies kann schnell in eine Teufelskreis führen, da die Erkrankten durch ihren Rückzug immer weniger Möglichkeiten haben, freudvolle Dinge zu erleben. Da die Verwandten und Bekannte oft mit Unsicherheit, Ohnmacht oder Unverständnis auf den Rückzug reagieren, kann es passieren, dass die Betroffenen zunehmend isoliert werden. Dieser Verlust an Lebensfreude wird auch “Anhedonie” genannt.

Erhöhte Ermüdbarkeit

Menschen mit Depressionen leiden häufig unter einer vermehrten Ermüdbarkeit und fühlen sich nur wenig belastbar. Sie haben oft große Schwierigkeiten, ihre Tagesstruktur aufrecht zu halten und große Probleme bei der Erledigung von Alltagstätigkeiten wie z.B. Haushaltsarbeiten, Körperpflege oder Einkaufen gehen. Auch in der Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit können die Betroffenen erheblich eingeschränkt sein.

Konzentrationsstörungen und verminderte Aufmerksamkeit

Oft merken die Erkrankten als für sie sehr beunruhigende Symptome, dass sie sich viel schlechter konzentrieren können als früher, dass sie viel vergesslicher geworden sind und dass sie es kaum noch schaffen z.B. ein Buch zu lesen. Viele Betroffene fürchten dann, unter einer beginnenden Demenz (“Alzheimer”) zu leiden. Diese Sorge kann natürlich ihrerseits die Depression weiter verstärken. Die Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen sind aber eine typische Symptomatik der depressiven Phasen.

Entscheidungsunfähigkeit und Gedankenkreisen

Viele Betroffene leiden unter einer ausgeprägten Entscheidungsunfähigkeit. Sie drehen sich mit ihren Gedanken immer wieder im Kreis und leiden unter (nächtlichem) Grübeln. Statt zu schlafen müssen sie ständig die immer gleichen Fragen und Themen im Kopf herum wälzen - ohne jedoch eine Lösung zu finden. Dadurch können sie im Verlauf immer unsicherer werden und insbesondere auch „lebenswichtige“ Entscheidungen immer weiter vor sich her schieben. Dies kann zu großen sozialen Problemen führen, wenn die Betroffenen z.B. wichtige familiäre und berufliche Entscheidungen nicht treffen, Anträge bei Ämtern nicht mehr rechtzeitig abgeben und so weiter.

Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen

Das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen der Erkrankten leidet häufig sehr. Viele Menschen mit Depressionen erleben sich als wertlos und als “nur eine Belastung für alle anderen”. Ihre sozialen Aktivitäten können sich durch das verminderte Selbstvertrauen weiter reduzieren. Es fällt ihnen häufig schwer, eigene Stärken anzuerkennen, stattdessen überwiegt ein Abwerten der eigenen Leistungen (“das ist doch selbstverständlich”, “das könnte doch jeder”). Im Gespräch mit anderen versuchen viele Betroffene, den Blickkontakt zu vermeiden. Viele Betroffene leiden auch unter übermäßigen Schuldgefühlen.e, den Blickkontakt zu vermeiden. Viele Betroffene leiden auch unter übermäßigen Schuldgefühlen.

Negative Zukunftsperspektive

Die Zukunftsperspektive erscheint in der Depression zumeist ausweglos und düster. Es besteht häufig die Befürchtung, dass sich alle Probleme in Zukunft noch ausweiten werden. Auch die Vergangenheit wird häufig verzerrt wahrgenommen und anders bewertet als noch vor der depressiven Phase.

Psychomotorische Hemmung und Antriebslosigkeit

Menschen mit schweren Depressionen haben oftmals eine starre Mimik und reduzierte Gestik, sie erscheinen in ihren Bewegungen verlangsamt, man spricht diesbezüglich von einer “psychomotorischen Hemmung”. Auch ihre Aussprache kann deutlich verlangsamt und leise sein. Ihr Antrieb ist zumeist vermindert, sie fühlen sich schwach und antriebslos. Die Verlangsamung kann sich bis hin zu einem so genannten depressiven “Stupor” steigern. Dann kann es in Einzelfällen geschehen, das die Betroffenen selbst die Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme nicht mehr eigenständig bewältigen können, woraus sich schnell ein lebensbedrohlicher Zustand entwickeln kann.

Agitiertheit

Einige Menschen mit Depressionen fühlen sich trotz der psychomotorischen Gehemmtheit innerlich sehr unruhig. Hieraus kann sich eine ausgeprägte Agitiertheit entwickeln bei der die Betroffenen bestimmte Bewegungsmuster (wie z.B. ständiges Auf- und Ablaufen oder Kopfschütteln) andauernd wiederholen müssen und bei der sie gedanklich und sprachlich an den immer gleichen Themen haften bleiben. Die Erkrankten leiden zumeist massiv unter dieser Agitiertheit. Auch für ihr Umfeld stellt diese Symptomatik häufig eine große Belastung dar, denn die Betroffenen wirken nach außen oft “jammernd” und “klagend”. Ihr wirkliches Leiden kann dabei leider schnell übersehen werden.

Suizidgedanken und Suizidhandlungen

Eine große Zahl der Betroffenen kennt (im wahrsten Sinne des Wortes) “des-Lebens-müde”-Phasen mit Gedanken wie “Es wäre besser, wenn ich morgen nicht wieder aufwache...”. Viele Betroffene kennen den Wunsch, ihre belastenden Gefühle und Gedanken sowie die körperlichen Einschränkungen endlich nicht mehr aushalten zu müssen. Viele Erkrankte verschweigen ihre lebensmüden Gedanken gegenüber den Angehörigen und den Therapeuten, unter anderem da sie sich für diese Gedanken schämen, aus der Sorge die Angehörigen nicht belasten zu wollen oder aus Angst, “für verrückt erklärt zu werden”. Hierdurch kann eine rechtzeitige Unterstützung manches Mal nicht in dem erforderlichen Umfang erfolgen. Wichtig für die Betroffenen ist zu verstehen, dass die lebensmüden Gedanken zu den Symptomen einer Depression gehören und dass eine Unterstützung auch in diesen Phasen möglich ist. Neben dem entwickeln eines “Notfallkoffers” für schwere depressive Phasen und der entsprechenden Vermittlung von Anlaufstellen für Notfälle gehört auch gerade die Einbindung der nächsten Angehörigen und Bekannten mit zu dem wichtigen Umgang mit den “Lebens-müden” Gedanken.

Schlafstörungen und Tagesmüdigkeit

Viele Menschen mit Depressionen leiden unter mehr oder weniger ausgeprägten Schlafstörungen. Neben Ein- und Durchschlafstörungen und nächtlichem Grübeln kann es auch zu einem morgendlichen Früherwachen kommen. Der verbleibende Schlaf wird häufig als wenig erholsam erlebt. Dazu gesellt sich häufig eine ausgeprägte Tagesmüdigkeit.

Körperliche Beschwerden

Bei ca. jedem zehnten Erkrankten stehen nicht die Stimmungstiefs sondern (“unerklärliche”) körperliche Beschwerden im Vordergrund der Symptomatik. Dies können so genannte vegetative Beschwerden sein wie z.B. Herzbeschwerden, Kreislaufprobleme, Schwindel, Zittern, Übelkeit oder Verdauungsbeschwerden, oder zum Beispiel auch “unerklärliche” chronische Schmerzen. Dabei kann es sein, dass bereits vorbestehende körperliche Beschwerden durch die Depression verstärkt werden und vermehrt wahrgenommen werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass das Gehirn alleine die körperlichen Beschwerden “erzeugt”, ohne dass eine körperliche Ursache gefunden werden kann. Bei Frauen kann es aufgrund der hormonellen Veränderungen im Rahmen der Depression zusätzlich zu Unregelmäßigkeiten im Menstruationszyklus kommen.

Appetitlosigkeit und Frustessen

Viele Betroffene leiden unter Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust. Häufig kann es auch zu Frustessen kommen. Das Frustessen kann wieder schnell in einen Teufelskreis führen in dem die Betroffenen aufgrund ihrer gedrückten Stimmung versuchen, das Essen als Befriedigung einzusetzen und dann aber danach zusätzlich darüber frustriert sind, “unnötige Kalorien” zu sich genommen zu haben - was dann wiederum schnell zu einer Enttäuschung über sich selbst, einem weiter vermindertem Selbstwertgefühl und zu einer weiteren Verschlechterung der Stimmungslage und Verstärkung der depressiven Symptomatik führen kann.

Libidoverlust

Die Depressionen verursachen häufig auch sexuelle Unlust und Libidoverlust. Dies kann sowohl das Selbstwertgefühl der Erkrankten weiter verschlechtern sowie auch in der Partnerschaft zu Konflikten und Missverständnissen führen, insbesondere wenn die Partnerschaft aufgrund der Erkrankung und deren Auswirkungen bereits vorbelastet ist.

Psychotische Symptome

In sehr schweren depressiven Phasen kann es zusätzlich zum Auftreten von psychotischen Symptomen kommen. Dies können Verkennungen der Realität wie z.B. Halluzinationen oder Wahnvorstellungen sein. Die Angehörigen werden dabei oft vor große Probleme gestellt, da sie einerseits die Veränderung der Betroffenen merken, letztere aber aufgrund ihrer Realitätsverkennung jegliche Hilfe ablehnen. Psychotische Symptome machen jedoch eine sofortige intensive ärztliche und therapeutische Behandlung, wenn möglich in einer entsprechend spezialisierten Fachklinik, unbedingt erforderlich.


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